Arbeitskreis Normen Zeiten, Texte
Der Arbeitskreis Normen, Zeiten, Texte versteht sich als interdisziplinäres Gesprächs- und Austauschforum an der Schnittstelle insbesondere von Rechts-, Literatur- und Geschichtswissenschaften mit ihren jeweiligen Bezügen zu Gesellschaft, Kultur und Politik. Neben der Lektüre und Diskussion von Texten finden ganz verschiedene Veranstaltungen mit externen Referent:innen aus verschiedenen Bereichen statt. Als Arbeitskreis organisieren wir uns kooperativ und arbeitsteilig. Wer Interesse hat, eine Veranstaltung zu organisieren, ist genauso willkommen, wie jede:r, der:die sich mit uns austauschen möchte.
Ansprechpartner:innen im Wintersemester 2024/25:
Antonius A. Achtner und Theresa Schmidt
Bei Fragen und Anregungen können Sie sich gerne an uns wenden! Wer Interesse hat, sich an der Organisation des Arbeitskreises zu beteiligen ist dazu sehr herzlich eingeladen. Sprecht uns einfach an!
Eine Anmeldung für unseren Mail-Verteiler ist hier möglich.
Kommende Veranstaltungen
Donnerstag, 13. Februar 2025, 18 Uhr c.t., Unter den Linden 9 (Juristische Fakultät), Raum E25: Karl Loewensteins „Apologie des liberalen Staatsdenkens" – Ein Gespräch mit Michael Kubitscheck (Universität Münster)
Der Rechtshistoriker Michael Kubitscheck (Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Verfassungstheorie, Prof. Dr. Oliver Lepsius) hat 2024 eine bislang unveröffentlichte Schrift des Staatsrechtlers und Politikwissenschaftlers Karl Loewenstein herausgegeben. Mit dem Herausgeber sprechen wir über die Schrift von Loewenstein, die dieser kurz vor seiner Emigration in die USA verfasste und über den wissenschaftlichen Wert von Editionen sowie die Herausforderungen dabei, sie zu erstellen und zu publizieren. Grundlage ist ein Ausschnitt aus der Edition: M. Kubitscheck (Hrsg.), Karl Loewenstein, Apologie des liberalen Staatsdenkens, Vittorio Klostermann, Frankfurt 2024.
Vergangene Veranstaltungen
Dienstag, 7. Januar 2025, 18 Uhr c.t., Unter den Linden 9 (Juristische Fakultät), Raum 210: „Der gesellschaftliche Wert der Liebe“. Gespräch mit Anne Bittner
Wir diskutieren mit Anne Bittner, Wissenschaftlicher Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Neuere Rechtsgeschichte in Frankfurt/Oder (Prof. Benjamin Lahusen), einen Kapitelentwurf aus ihrer Dissertation zum Thema „Der gesellschaftliche Wert der Liebe. Erstinstanzliche Scheidungsurteile aus der DDR/SBZ 1945–1965.“ Durch die Gleichberechtigung von wirtschaftlichen Zwängen befreit, sollte die Ehe im DDR-Sozialismus allein auf Liebe gründen. Privatangelegenheit war sie damit aber nicht, sondern diente gesellschaftlichen Zwecken: Der Arbeitsfreude der Eheleute und der sozialistischen Erziehung des Paares untereinander sowie der Kinder. Die Gerichte sollten deshalb darauf hinwirken, Ehen zu festigen, und, wo es doch zur Scheidung kam, die Ursachen der Trennung ermitteln. Anhand von Urteilen aus Frankfurt/Oder erforscht Anne Bittner, wie das neue Ehebild in Erscheinung trat und wie die Gerichte dabei in ihre Rolle hineinfanden.
Dienstag, 26. November 2024, 20 Uhr c.t., Bebelplatz 2 (Juristische Fakultät), Raum E34: Rechtsgefühl als männliches Gefühl? Gespräch mit Dr. Sandra Schnädelbach
Wir sprechen mit der Historikerin und Lektorin (Rowohlt) Dr. Sandra Schnädelbach über ihre 2020 erschienene Dissertation „Entscheidende Gefühle. Rechtsgefühl und juristische Emotionalität vom Kaiserreich bis in die Weimarer Republik“. Dabei widmen wir uns der Rolle des Rechtsgefühls im sich verschärfenden Geschlechterkampf der Jahrhundertwende. Juristen zeigten sich bei der Abwehr einer Öffnung ihrer Disziplin für Frauen im Vergleich zu anderen Fachrichtungen besonders hartnäckig. Erst im Jahr 1922 öffnete das „Gesetz über die Zulassung der Frauen zu den Ämtern und Berufen in der Rechtspflege“ gegen große Widerstände die praktischen juristischen Berufe für Frauen. Dr. Sandra Schnädelbach zeigt in dem von uns besprochenen Kapitel, wie das Rechtsgefühl genutzt wurde, um das Feld des Rechts als exklusiv männliches zu verteidigen. Dabei mussten Juristen den – scheinbaren? – Widerspruch überwinden, dass das 19. Jahrhundert das Fühlen als vornehmste weibliche Kompetenz den Frauen zugeordnet hatte.
Dienstag, 5. November 2024, 18 Uhr c.t., Unter den Linden 9 (Juristische Fakultät), Raum 210: Historisierung von Gerichtsentscheidungen? Gespräch mit Prof. Jan Thiessen zu seinem Aufsatz „Geschichtete Gerichte – gerichtete Geschichte"
Was geht uns „der Fall" an? Immer wieder konnte man in den vergangenen Jahren Plädoyers dafür lesen, Gerichtsentscheidungen historisch zu erforschen. Insbesondere die Urteilsgestaltung des Bundesverfassungsgerichts, so eine beliebte These, verschleiere, wie zeitgebunden die scheinbar zeitlosen Maßstabsteile der Senatsentscheidungen sind. Ohne Historisierung drohe daher eine Versteinerung des Rechts. Prof. Jan Thiessen widerspricht dieser These in seinem Aufsatz „Geschichtete Gerichte – gerichtete Geschichte" (JöR 2024, S. 535–559), plädiert aber gleichwohl nicht weniger für das Historisieren von Gerichtsentscheidungen. Mit welchem Erkenntnisinteresse man sich historischen Gerichtsentscheidungen zuwenden sollte und mit welchen eher nicht, diese und andere Fragen werden wir mit Prof. Thiessen diskutieren.
Donnerstag, 18. Juli 2024, 18 Uhr c.t., Bebelplatz 2 (Juristische Fakultät), Raum 326: "Feministische Rechtskämpfe im Umbruch"
Von und mit: Johanna Mittrop (Universität Leipzig)
Wir werden mit Johanna Mittrop zum Thema Feministische Rechtskämpfe im Umbruch sprechen: Auch zu seinem 75. Geburtstag wird das Grundgesetz als große Errungenschaft und gesellschaftlicher Wertekonsens gefeiert. Dabei kann die Rechtsgeschichte mehr anbieten als vermeintliche Erfolgsgeschichten und beschwichtigenden Verfassungspatriotismus. Im Vordergrund steht dabei das „Nicht-Ereignis" einer neuen gesamtdeutschen Verfassung und die Verfassungsdiskussionen zwischen 1989 und 1994 anhand von Beispielen feministischer Rechtskämpfe um die „vereinigungsbedingte Ergänzung" von Art. 3 GG.
Freitag, 12. Juli 2024, 16 Uhr c.t., Bebelplatz 2 (Juristische Fakultät), Raum E44: "Der Loccumer Arbeitskreis - Vom Auf- und Abstieg eines Netzwerks zur Reform der juristischen Ausbildung"
Von und mit: Florian Forster und Luca von Bogdandy (Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie, Frankfurt a.M.)
Wir werden mit Florian Forster und Luca von Bogdandy über ihren Text zum Loccumer Arbeitskreis zur Reform der Juristenausbildung diskutieren, der demnächst in der JZ erscheinen wird: Im Mai letztes Jahr forderte das iur.reform Bündnis ein Forum, das „Loccum 2.0" genannt wird und alle Akteure der juristischen Ausbildung an einen Tisch bringen soll. Anlässlich der Veröffentlichung der Forderungen des Wissenschaftsrates im Jahr 2013 war immer wieder von einem Loccumer Arbeitskreis zu lesen, der Ende der 1960er Jahre Forderungen vertrat, die den Empfehlungen des Wissenschaftsrates (vermeintlich) ähnlich waren. Dieser wurde Anfang November 1968 im Zuge der ersten Loccumer Tagung gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern zählten der Präsident des Frankfurter Landgerichts Rudolf Wassermann, die Professoren Rudolf Wiethölter (Frankfurt), Thilo Ramm und Herbert Jäger (beide Gießen) sowie die Assistenten Hans-Peter Bull (Hamburg) und Gisela Zenz (Gießen). Der Arbeitskreis veröffentlichte ein Memorandum und trat als Herausgeber von Reformbeiträgen auf. Nach 1970 kam er nicht mehr zusammen. Obwohl seine Ideen die Diskussion um die einstufige Juristenausbildung prägten, weiß man über die Entstehung des Arbeitskreises und seine Dynamik heute wenig.
Mittwoch, 12. Juni 2024, 18 Uhr c.t., Bebelplatz 2 (Juristische Fakultät), Raum 326: "Femi(ni)zide in Recht und Literatur"
Von und mit: Elena von Ohlen (Universität Duisburg-Essen), Inga Schuchmann (Humboldt-Universität) und Kaja Deller (JUMEN e.V./Freie Universität)
Wir diskutieren auf Grundlage eines kurzen Ausschnitts der kürzlich erschienenen Dissertation von Elena von Ohlen über Verhältnis von Recht und Literatur im Kontext von Femi(ni)ziden. Elena von Ohlen, Inga Schuchmann und Kaja Deller wollen die unterschiedlichen Erzählungen in Literatur und Recht sowohl im deutschen als auch lateinamerikanischen Kontext betrachten und Verflechtungen beleuchten. Ergeben sich aus der Literatur Korrekturforderungen für den rechtswissenschaftlichen Diskurs? Wie gehen Rechtssysteme mit einem durch die Literatur formulierten und modifizierten Menschenrechtsdiskurs um?
Content Warnung: Im Rahmen dieser Veranstaltung werden wir über geschlechtsspezifische Gewalt und den gesellschaftlichen sowie strafrechtlichen Umgang damit thematisieren. Die Auseinandersetzung mit geschlechtsspezifischer Gewalt, inklusive dessen Schilderung, kann belastend und retraumatisierend wirken.
Montag, 03. Juni 2024, 18 Uhr c.t. Unter den Linden 9 (Juristische Fakultät,BE2, Raum 326): "The Law of Frank Herbert's Dune - Legal Culture Between Cynicism, Earnestness and Futility"
Von und mit: mit Prof. Dr. Björnstjern Baade
Wir diskutieren mit Prof. Dr. Björnstjern Baade über seinen Text "The Law of Frank Herbert's Dune - Legal Culture Between Cynicism, Earnestness and Futility" (Law and Literature, 2023)
Dienstag, 23. April 2024, 18 Uhr c.t., Unter den Linden 9 (Juristische Fakultät), Raum E25: "Zum Verhältnis von Recht und Literatur - Fiktive Gesetze"
Von und mit: Antonius A. Achtner
Anhand zweier Texte ("Ad homindem" von Benjamin Lahusen und „Science and Scholarship Restoration Act" von Bernhard Schlink) wollen wir mit Antonius A. Achter über die gegenseitigen Einflüsse von Recht und Literatur diskutieren
Dienstag, 20. Februar 2024, 18:30 Uhr, Unter den Linden 9 (Juristische Fakultät), Raum E 14: „Hegel und Afrika“ -Zum Umgang mit problematischer Primär- und Sekundärliteratur
Von und mit: Merle Iffert und Sophie Petry
Montag, 5. Februar 2024, 18 Uhr c.t., Unter den Linden 9 (Juristische Fakultät), Raum E 42: „Poetik und Pragmatik der Juristenausbildung in der hallischen Frühaufklärung“
Von und mit: Dr. Jasper Schagerl
Wir diskutieren wir mit dem Literaturwissenschaftler Dr. Jasper Schagerl anhand eines Ausschnitts aus einem Kapitel seiner Dissertation. In diesem Kapitel geht es um die Pragmatik der Juristenausbildung um 1700.
Donnerstag, 14. Dezember 2023, 18 Uhr c.t., Unter den Linden 9 (Juristische Fakultät), Raum 210: Das Vergleichsdilemma – Feministische Methoden, Theorien und Urteile
Von und mit: Meret Plucis
Was ist vergleichbar? Dies ist nicht nur die Kernfrage des Gleichbehandlungs- und Antidiskriminierungsrechts, sondern gleichzeitig auch deren Kernproblematik. Denn was vergleichbar ist, liegt im Auge des Betrachters und wird in einem bestimmten Kontext konstruiert. Das Anerkennen (dieser) fehlenden Objektivität im Recht diente der feministischen Rechtswissenschaft als Ausgangspunkt für die Entwicklung eines reichhaltigen theoretischen, methodologischen und institutionellen Werkzeugkoffers, den wir uns gemeinsam am Beispiel des Vergleichbarkeitskriteriums anschauen werden
Donnerstag, 26. Oktober 2023, 18 Uhr s.t., Unter den Linden 9 (Juristische Fakultät) Raum E 25: Lektüregespräch zu Michael Stolleis, Rechtsgeschichte als Kunstprodukt. Zur Entbehrlichkeit von „Begriff“ und „Tatsache“, 1997 – Ein Gespräch über Methode und Theorie von (Rechts-)Geschichte
Vorstellung und Leitung: Gwinyai Machona
Montag, 6. November 2023, 18 Uhr s.t., Unter den Linden 9 (Juristische Fakultät) Raum 210: Lektüregespräch zu Walter Benjamin und der Engel der Geschichte
Gast: PD Dr. Yael Kupferberg
Text: Walter Benjamin, Über den Begriff der Geschichte (XIII + IX). Ergänzend Sigrid Weigel, Angelus Novus - Engel der Geschichte und Bote des Glücks.
Wir lesen und diskutieren gemeinsam mit der Literaturwissenschaftlerin Yael Kupferberg die Thesen XIII und IX aus Walter Benjamins "Über den Begriff der Geschichte", einem der bekanntesten Texte Benjamins. Der Text lädt zur Diskussion verschiedener Geschichtsbegriffe ein, weiter die Interpretation(en) des Texts selbst kritisch zu hinterfragen und nicht zuletzt die Frage zu stellen: Welche (Fortschritts-)Geschichte(n) erzählt das Recht?
Donnerstag, 4. Mai 2023, 18 Uhr c.t.: Diskussion von Auszügen aus Albrecht Koschorke, Wahrheit und Erfindung Grundzüge einer Allgemeinen Erzähltheorie, 2012
Vorstellung und Leitung: Jasper Schagerl
Der Text wird über den Verteiler des Arbeitskreises bereitgestellt.
Mittwoch, 10. Mai 2023, 18 Uhr c.t.: Robert Cover, Norms and Narrative - Impuls und Diskussion
Vorstellung und Leitung: Louise Majetschak
Der Text wird über den Verteiler des Arbeitskreises bereitgestellt
Freitag, 2. Juni 2023, 18 Uhr c.t. (E 25): Gabriele Tergit: Meineid als Gerichtslappalie
Vorstellung von und Diskussion mit Maddalena Casarini, Mitglied im DFG-Graduiertenkollege 2019, Literatur- und Wissensgeschichte kleiner Formen, an der Humboldt-Universität zu Berlin. Es wird ein Kapitel aus der literaturwissenschaftlichen Dissertation von Maddalena Casarini besprochen, die sich unter anderem mit den Gerichtsreportagen der Journalistin und Romanautorin Gabriele Tergit (1894-1982) befasst. Das Kapitel nimmt insbesondere das Thema des Meineids in den Blick. Der Text wird Anfang Mai über den Verteiler des Arbeitskreises bereitgestellt.
Dienstag, 11. Juli 2023, 18 Uhr s.t. (E 25): Gespräch mit Benjamin Lahusen über seine Habilitationsschrift „‚Der Dienstbetrieb ist nicht gestört‘. Die Deutschen und ihre Justiz 1943–1948" und über rechtshistorisches Schreiben
Wie Rechtsgeschichte schreiben? Wir sprechen mit Prof. Dr. Benjamin Lahusen, Professor für Bürgerliches Recht und Neuere Rechtsgeschichte an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), über die Arbeit an seiner Habilitationsschrift und das Schreiben in der Rechtsgeschichte. Dabei soll es unter anderem um die Auseinandersetzung mit Narration im wissenschaftlichen Arbeiten gehen, ausgehend vom Kapitel „Das Recht der guten Leute: Auf den Spuren der deutschen Seele“, in dem im Wege der Montage Quellenfunde aus Archivbeständen verschiedener Gerichte zu einem Geschehen in der (fiktiven) Stadt Neustadt verdichtet dargestellt werden.